
Im Frühjahr 1993 wechselten wir aus beruflichen Gründen ins nördliche Bayern, genauer gesagt ins Saaletal zwischen Hammelburg und Bad Kissingen.
Nach den erfolgreichen Jahren im Raum Nienburg, die durch die Anwanderung der Schwerpunkttracht "Rapsblüte"
geprägt waren, waren wir gespannt, welche Bedingungen wir hinsichtlich Klima, Wetter und Futterangebot hier am Südrand der Rhön, knapp 400 km südlich von Nienburg, für unsere Bienenvölker vorfinden würden.
Im Rahmen des Umzugs gegen Ende April wurden unsere 16 Bienenvölker in einem Nachttransport an unseren neuen Wohnort gebracht.
Mit Unterstützung unseres Vermieters fanden wir einen Standplatz in einer Südost-Hanglage auf einer Terrassenstufe einer ehemaligen Obstplantage, die wohl früher einmal ein Weinberg gewesen war.
Direkt unterhalb dieser Hanglage fließt die Fränkische Saale entlang --damit war die Wasserversorgung der Völker schonmal gesichert--.
Die Entwicklung der Bienenvölker in den folgenden Wochen verlief einfach traumhaft --- das Blütenangebot für die Sammelflüge war mehr als paradiesisch. Nach der Obstblüte folgte die Rapsblüte, nebenbei tauchte der Löwenzahn die bunt blühenden Frühlingswiesen in Dottergelb, dann begann die Blüte des Kobaltblau blühenden Wiesensalbeis.
Im Jahr 1993 waren EU-geförderte Programme zur Flächenstillegung im Brüsseler Subventionsangebot, um landwirtschaftliche Überproduktion abzufedern.
Der Anbau von Grünbrache wie Phacelia und verschiedene, teils duftende Kleearten sowie Sonnenblumen und Leinsaat wurden subventioniert. Wichtigste Voraussetzung war, dass die Flächen nach der Blüte nicht abgeerntet, sondern gehäckselt und untergepflügt werden mussten.
Diese Förderprogramme sorgten im Verlauf des gesamten Sommers für ein Pollen- und Nektarangebot, welches für die Bienen wie ein Schlaraffenland erscheinen sollte. Für uns bescherte dieses unglaubliche Futterangebot einerseits traumhafte Honigerträge, andererseits die Möglichkeit, auch einmal Pollen zu ernten und diesen Pollen bis zur Haltbarmachung weiterzuverarbeiten.
Im Sommer 1993 ernteten wir von den 16 Völkern, mit denen wir im April aus Nienburg gekommen waren, sage und schreibe 14 Zentner Honig unterschiedlicher Zusammensetzung. Von Rapshonig über Kleehonig bis hin zu Sonnenblumen- und Waldhonig konnten wir am Ende des Jahres auf eine Ernte zurückblicken, die wir vorher nicht für möglich gehalten hätten.
Wider Erwarten verlief das Folgejahr 1994 ebenfalls mit einem warmen, aber späten Frühjahr und einem Sommer mit langen Schönwetterperioden und reichem Angebot für unsere Bienenvölker.
Durch die umfangreichen Honigreserven entschlossen wir uns, einmal die Herstellung von eigenem Met auszuprobieren. Da wir inmitten des Weinanbaugebiets Unterfranken wohnten, war es kein Problem, die nötigen Zutaten und Utensilien zu
besorgen. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen -- aromatisch, wohlschmeckend und durchaus belebend. Selbst hergestellter Met schmeckt wie trockener Sherry, nicht süß wie Honig, denn der gesamte Zucker wird von der Hefe in Alkohol umgesetzt. Das Aroma des Met hängt in erster Linie von der Honigsorte und in zweiter Hinsicht von der verwendeten Heferasse ab. Wir haben damals einen recht kräftigen, dunklen Spätsommerhonig und Portweinhefe verwendet. Das Ergebnis war ein würziger Aperitif.
Auf dem Foto links kann man bei den Völkern in der Bildmitte die vorgesetzten Pollenfallen sehen. Der frische Blütenpollen, der von
den Hinterbeinen der Flugbienen beim Krabbeln durch die Falle in den Auffangbehälter fällt, muß täglich geerntet werden. Der Pollen wird dann in der Sonne getrocknet, das dauert meist zwei Tage, und anschließend im Luftstrom gereinigt. Dazu kann man einen Föhn nehmen. Durch die Luftstromreinigung werden Fremdkörper aus dem Pollen entfernt und er ist danach für den menschlichen Verzehr geeignet und bei trockener, dunkler Lagerung jahrelang haltbar.
So ging nach zwei großartigen Bienenjahren unsere Zeit in Bayern zu Ende. unser nächster Umzug führte uns ins Wesertal bei Rinteln, ins wunderschöne Exten.
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