Wesertal

Bienen im MoorDie Bienenhaltung in einem großen Waldgebiet ist die natürlichste und schönste Form der Imkerei. Eine Bienenaufstellung im freien Gelände, ohne Wind- und Sonnenschutz und ohne Sichtschutz ist daher unbedingt abzulehnen. Wenn man schon einmal den Diebstahl eigener Bienen miterlebt  hat, dann macht man solche Fehler ganz bestimmt nicht mehr.Bienen im Wald

Während unseres Aufenthalts im Gebiet rund um Nienburg waren Wanderungen hin und wieder notwendig, um die nächste Honigernte zu sichern. Die Gegend besteht zum größten Teil aus Sandböden, lediglich in der Weserniederung finden sich schwere und ertragreiche Böden.

Der Anbau von Raps war dort eher seltener zu finden. So begann das Bienenfrühjahr oft im Herbst mit der Suche nach geeigneten Rapsanbauflächen sowie passenden Stellplätzen in der Nähe dieser Flächen.

Bienendurchsicht

 

 

Da die Landschaft dort recht abwechslungsreich bewaldet ist, fiel dies im allgemeinen nicht schwer, denn im Herbst war ja genug Zeit zum Suchen. So standen unsere Völker hin und wieder am Rand eines Moorgebietes, um von dort aus in den Raps zu fliegen. Neeiiinn - hier gibt es keine Zecken, hier gibt es Schlangen!

Beim Besuch dieser Bienenstände hatten dann alle ihren Spaß, denn in Mooren gibt es immer was zu entdecken!!!

Nach den zurückliegenden Erfahrungen eines trockenen Sommers im Grinderwald, als unsere Bienen im strahlenden Sonnenschein fast verhungert sind, entschlossen wir uns nun, nach der Rapshonigernte,  die Völker im Wald zu verteilen. 

3-Familien-Haus im WaldWir hatten die Idee, dass der Wald im Sommer für eine lockere Völkeraufstellung genug Futter bietet und haben daher Standplätze im Wald erkundet, um dort je 3 Völker aufzustellen.

Ein solches Vorhaben kann man nicht auf eigene Faust starten - der Revierförster vor Ort muß gefragt werden, manchmal kostet das auch Geld (Neben-Nutzungsentschädigung), die Standplätze dürfen anderen forstlichen Interessen (Jagd, Holzeinschlag) nicht entgegenstehen. Außerdem benötigt man eine schriftliche Genehmigung zum Befahren der Waldwege mit dem Pkw, die man immer dabei haben sollte, denn auch die Polizei darf diese Kontrolle der Baurähmchen im WaldBerechtigung überprüfen!

Und dann wäre da noch der Orts-Imkerverein oder der Kreis-Imkerverein, deren "Wanderwart" gern gefragt wird, um seine Zustimmung zu erteilen.

Im Fall unseres Wald-Bienen-Vorhabens verliefen all diese Absprachen und Genehmigungen recht unproblematisch.Die einzelnen Stände waren mindestens 2 Kilometer voneinander entfernt, so dass die Flugbienen beim Trachtflug im Radius von 1000 Metern keine eigene Nahrungskonkurrenz zu erwarten hatten. 

 

Bienenstand auf einer WaldlichtungIn der Hoffnung, dass der Wald für 3 Bienenvölker pro Stand im näheren Flugbereich ausreichend Nahrung "im Angebot" hat, richteten wir uns nun nach der Rapsernte im Rahmen eines "Raumdeckenden Konzeptes" für die Aufstellung von "3-Familien-Häusern" im Wald ein.

Das war ein tolles Gefühl, wenn wir mit Mann und Maus in den Wald zogen, um die Bienenstände zu kontrollieren. Wir waren stundenlang in einem zusammenhängenden Waldgebiet unterwegs, um an 6 verschiedenen Ständen unsere Bienenvölker durchzusehen.Die Königinnenzucht kann losgehen

Das Aufstellen der Völker in Kleingruppen, mit großem Abstand im Wald verteilt, erwies sich als erfolgreich. Wir konnten immer eine kleinere Menge an dunklem, würzigen Waldhonig ernten. Gehungert haben die Bienen bei dieser Aufstellung bis zum Spätsommer nicht mehr.

Während unsere Wirtschaftsvölker den Sommer im Wald verbrachten, haben wir uns vor der Haustür um den Königinnen-Nachwuchs und die Pflege der Jungvölker gekümmert.

Ablegerstand vor der Haustür

 

Die Vorbereitung eines Pflegevolks, das Umlarven, das Besetzen von Begattungsvölkchen und die Einweiselung von Jungköniginnen waren für uns völliges Neuland und ein Bereich der Imkerei, in dem wir so gut wie keine Erfahrung hatten. 

Also wurde Fachliteratur gewälzt, eine Weile überlegt, wie das wohl klappen könnte und dann wurde getestet, ob das alles stimmt, was in den Büchern steht.Mit der Königinnenzucht kann man nicht früh genug anfangen

Die wichtigste Erkenntnis aus all diesen Aktivitäten und Erlebnissen lautet: AUSPROBIEREN !!! Was man nicht selbst getestet hat, das klappt auch nicht.

Durchsicht der JungvölkerDie wichtigen praktischen Erfahrungen als Imker sammelt man nur, indem man  bestimmte Verfahrensweisen und Tricks selbst ausprobiert. Wenn man hinterher feststellt, dass das so oder so nicht geht oder nicht bienengemäß ist, dann macht man es beim nächsten Mal anders und besser. Auf diese Art und Weise entwickelt man eine Betriebsweise in der Bienenhaltung, die auf eigenen Erfahrungen in Verbindung mit fundiertem Fachwissen basiert.

Unsere ersten Ergebnisse bei der Königinnenzucht waren beeindruckend positiv und machten Mut, mit dieser Art der Die Jungvölker vom VorjahrVölkervermehrung weiterzumachen.

Nach mehreren "Zuchtserien" bekommt man die nötige Routine in den Handgriffen schwieriger Tätigkeiten, sei es das "Umlarven", das Herstellen "künstlicher" Weiselnäpfe oder das "Zeichnen" einer Jungkönigin.

Bei den ersten Versuchen ist man noch etwas nervös, weil man ja auch nichts falsch machen möchte und jeder hat da seinen eigenen Hang zum Perfektionismus. Sollte diese Nervosität sich jedoch durch zittrige Hände bemerkbar machen, dann geht das garantiert schief, denn zum Umlarven oder zum Zeichnen braucht man ganz ruhige Finger und sehr gute Augen (Brille oder Lupe)!

Wenn man die Bausperre vergißt, braucht man kein Baurähmchen mehr!Diese innere Ruhe bekommt man erst, wenn man es öfter selbst gemacht hat. Dabei darf dann ruhig auch mal etwas schiefgehen, wenn man gerade etwas "Neues" testet.

Aber eines ist sicher, all diese handwerklich imkerlichen Tätigkeiten machen erst dann richtig Spaß, wenn man die nötige Sicherheit in ihrer Ausführung hat und wenn man weiß, dass man sich das ganze selbst beigebracht hat.Streichen der Bienenkästen in der Winterruhe

 

 

Allerdings gibt´s bei der Vielfalt imkerlicher, anspruchsvoller Aufgaben auch den Bereich der eher profanen, niederen Tätigkeiten wie das winterliche Streichen der Holzbeuten, für das man keinen imkerlichen Fachverstand, sondern nur einen guten Pinsel und umwelt- und bienenfreundliche Farbe benötigt.

Beim Streichen der Kästen darf kein Flugwetter seinAber auch dies ist wichtig, denn man will als Imker seinen Bienen ja auch stets eine intakte Behausung zur Verfügung stellen.

So endete im Frühjahr 1993 unser 5-jähriger Aufenthalt im Raum Nienburg und die Wege führten uns nach Bayern, genauer gesagt nach Unterfranken, dem bayerischen Nordkap, im Tal der Fränkischen Saale in der Nähe von Bad Kissingen.

Das wird im nächsten Kapitel erzählt  .....