
Es ist schwierig geworden, Bienen ohne Verluste über den Winter zu bringen !
Einen ungewöhnlich verlaufenden Winter mit frühlingshaften Temperaturen bis über den Jahreswechsel hinaus hatten wir, wenn ich mich recht erinnere, in den letzten 10-15 Jahren immer wieder. Nach milden Temperaturen, die die Wintervölker sehr viel Substanz kostet, folgt häufig im Februar eine Frostperiode, die vielen kleineren, geschwächten Völkern "den Rest gibt".
Eine lange Vitalitäts- und Brutperiode im Vorjahr mit frühem Brutbeginn und Temperaturen um 16°C bis in den November bildet ideale Lebens- und Vermehrungsbedingungen für die Varroa, so dass viele Völker aus diesem Grunde das Jahresende nicht mehr erleben. Hier sind die Hauptursachen für die teilweise hohen Ausfallraten der Überwinterung zu sehen.
Aber bis dahin ist noch ein Weilchen Zeit, denn die überlebenden Winterbienen haben nun jede Menge zu tun und müssen den Generationswechsel vom Winter- zum Frühjahrsvolk vollziehen. Diese sogenannte "Durchlenzung" ist ein Entwickungsabschnitt, der einige Risiken birgt, wenn ein paar wichtige Faktoren übersehen werden: Futterversorgung(Winterfutter), mildes Kleinklima auf dem Stand, Windschutz für die Anflugzone, frühblühende Pollenquellen, günstige Wasserversorgung, legestarke junge Königinnen und ein geringer Varroa-Befall.
Um diese Faktoren optimal zu gewährleisten, holen wir Anfang April alle Völker von den Überwinterungsständen im Wesergebirge aus Höhenlagen um 300-350m ü.NN ins Wesertal in Lagen um 60m ü.NN, um in geschützter Tallage einen bestmöglichen Frühlingsstart zu erreichen. Allein dieser Höhenunterschied hat einen beeindruckend positiven Einfluß auf die Entwicklung der Völker. Die Temperatur in der Höhenlage ist über den gesamten Winter im Schnitt um ca. 2-3 Grad niedriger als im Tal; dies ist wohl der Grund dafür, dass die Wintervölker in der Höhe besser überwintern als im milden Klima der Talniederung.
Es ist nicht auszuschließen, allerdings auch nur eine Vermutung nach eigener Beobachtung, dass die Winterbienen durch milde Temperaturen im Überwinterungszeitraum von Oktober bis März durch einen erhöhten Stoffwechselumsatz nicht nur mehr an Substanz(=Futtervorrat) verlieren, wie eingangs erwähnt, sondern dass die Bienen in der Wintertraube schneller älter werden, somit im Frühjahr nach milden Wintern für die nächsten Aufgaben einfach zu alt und geschwächt sind. Viele Imker kennen dieses Phänomen von Brutablegern, die beim Hochzeitsflug ihre Königin verlieren - wenn man denen eine Weiselzelle gibt, um sie zu retten, dann ist dieses Kleinvolk nach dem Hochzeitsflug der folgenden Jungkönigin einfach zu alt für die Brutpflege, denn für die Brutpflege braucht das Volk junge Bienen!
Was ist also zu tun? Die Bienen im Kühlschrank überwintern? Alle Bienenvölker im Herbst in die Berge bringen? Dann wird`s aber eng auf den Bergen.
Ich denke, in erster Linie ist die gewissenhafte Varroa-Bekämpfung das Wichtigste in der Wintervorbereitung - Einzelheiten dazu gibt`s an anderer Stelle.
In zweiter Hinsicht geht es um die Überwinterungstemperatur : Das Wetter kann man nicht beeinflussen, aber dafür sorgen, dass die Völker ständig frische Luft bekommen. Bei uns bleiben die Fluglöcher im Winter maximal geöffnet, natürlich mit Mäuseschutzgittern, und die Drahtböden bleiben offen - Varroa-Schubladen und Diagnosegitter kommen nur für die Zeit der
Untersuchung ins Volk.
Es ist auch kein Nachteil, die Bienen in Styropor-Zargen zu überwintern, denn die Isolationswirkung des Materials sorgt nicht für eine wärmere Überwinterung, da das Volk nur die Wintertraube heizt und nicht den Kasten - es sind halt keine Menschen. Der Vorteil des Styropor besteht darin, dass die Kondensationsschwelle, das heißt der Bereich, in dem die Luftfeuchtigkeit im Stock zu Wassertropfen wird, nicht im Stock liegt. Deshalb gibt es in Styropor-Zargen keine verschimmelten Waben.
Und nun zum dritten Aspekt der Überwinterung : Die Selektion! Viele Bienen werden nach Honigleistung, Honigleistung, Honigleistung und Sanftmut selektiert, wobei ein gewisses "Temperament" zugunsten der Honigleistung gern in Kauf genommen wird - es gibt so "schicke" Schutzkleidung. Viel wichtiger in einer umfassenden Selektion der Honigbiene ist die Winterhärte und Robustheit gegen Wetterschwankungen und auch die Winterhärte gegen zu milde Wetterverhältnisse. Dazu muß man kein Zuchtprogramm starten, es gilt lediglich zu verstehen und zu akzeptieren, dass Winterausfälle auch nur "Selektionsdruck" auf dem Weg zu einer regional und klimatisch angepassten Biene sind --- und wer will die nicht?
Mit dem Reinigungsflug im Februar geht meistens der Kernwinter zu Ende und die Arbeit in den Völkern beginnt. Die vorrangige Aufgabe der Winterbienen ist es in dieser Phase, neue Brut aufzuziehen, um mit dem Schlupf der ersten Jungbienen und dem bevorstehenden Massenwechsel das Fortbestehen des Bienenvolkes zu gewährleisten.
Die nun mehrere Monate alten Winterbienen teilen sich die Aufgaben der Königinnen- und Brutpflege, des Brutnestwärmens, des Wabenputzens zur Brutnesterweiterung, sowie des Pollen- und Wasserholens.
Die wichtige Rolle des Wassers wird dabei oft unterschätzt: das in den Zellen eingelagerte Winterfutter ist zur Gewährleistung der Haltbarkeit auf minimalen Wassergehalt eingedickt und erfüllt seinen Zweck als "Heizöl" in der Wintertraube.
Aber nun wird es als "Babyfutter" gebraucht und mit Pollen vermischt. Dazu muß es mit Wasser verdünnt werden, bis die "physiologische Konzentration" erreicht ist, denn nur so kann die Brut das Futter aufnehmen und verdauen.
Ist genug Winterfutter und Wasser vorhanden und wird frischer Pollen eingeflogen, so sind die Voraussetzungen für eine gesunde Frühjahrsentwicklung vorhanden.
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- Kategorie: Bemerkungen zur Überwinterung


