
Die erste Überwinterung der Bienen im Grinderwald verlief erfreulich stressfrei: keine Ausfälle, keine Wildschäden durch Specht oder Dachs, und auch keine Beschädigungen durch Vandalismus.
Die Frühlingssonne im März erweckte alle Völker wieder zum Leben und bescherte der vierköpfigen Imkerfamilie viele schöne Stunden bei den Bienen im Wald. Hier muß erwähnt werden, dass der Grinderwald keine Kiefernplantage ist, wie man sie häufig in der Norddeutschen Tiefebene vorfindet.
Dieses Waldgebiet hat Feuchtzonen mit Bruchwald und Niedermooren, kleinen Waldseen mit Salweiden in den Uferzonen, alte Eichenbestände, dunkle Fichtenabschnitte und Waldwiesen mit Klee und Löwenzahn bis hin zu sandigen, trockenen Heidegebieten, kurzum alles, was ein "Bienenherz" im Frühjahr höher schlagen läßt.
Im Flugbereich unseres Bienenstandes im Grinderwald befanden sich im frühen Jahr 1989 jedoch keine Rapsfelder, so dass wir diese Haupttracht nur durch eine Anwanderung erreichen konnten.
Das ganze war im Grunde kein Problem --- Rapsfelder gab es im Raum Nienburg genug --- aber ein geeigneter Aufstellplatz in der Nähe eines Rapsfeldes mit Baumbestand für etwas Schatten, Gebüsch oder Hecken als Windschutz, abseits von Hauptstraßen und der
Sicht entzogen gegen neugierige Besucher und Diebstahl sowie mit Anfahrwegen für normale Autos, ein solcher Aufstellplatz war nicht leicht zu finden.
Eine Aufstellung mitten im Raps kam nicht in Frage, da so ein Platz nicht die Mindestanforderungen an einen Stellplatz für Bienen erfüllt. Es sieht zwar immer recht idyllisch aus, wenn Bienenvölker mitten in blühendem Raps stehen, vermutlich weckt dies Assoziationen in uns an den ewigen Kindertraum vom Schlaraffenland, allerdings hat das nichts mit einer wesensgerechten Haltung der Bienenvölker zu tun. Keine höher entwickelte und hoch sozial organisierte Tierart nistet mitten in ihrer Nahrung.
Zudem ist der Schwänzeltanz, also die interne Weitergabe von Informationen über Nahrungsstandorte, eine der elementaren Kommunikationsformen im Bienenvolk und eine der Grundlagen eines friedlichen Zusammenwirkens der Mechanismen innerhalb eines Volkes.
Dies führt zu der
Erkenntnis, dass Bienen ein natürliches Bedürfnis haben, Trachtquellen über eine gewisse Entfernung anzufliegen. Das klappt aber nicht, wenn sie mitten drin stehen.
Vielmehr ist sogar anzunehmen, dass eine Aufstellung inmitten der Trachtpflanzen Stressreaktionen bei den Völkern auslösen kann, und dieser Stress ist dann für die Schwächung des Immunsystems der Bienen verantwortlich.
Der Zusammenhang zu Sekundärinfektionen als Folge von Varroa-Befall soll an dieser Stelle nicht näher erläutert werden, im Abschnitt "Aktuelles aus der Wesertal-Imkerei" unter "Varroa-Management" werden diese Aspekte eingehender behandelt.
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- Kategorie: Frühling am Waldbienenstand


